Exkursion zur ehemaligen Gipsgrube in Ehrendingen

DSC02296Am Sonntag 22.Mai 2016 um 9 Uhr morgens hatte sich eine grosse Gruppe interessierter Personen, Kinder und Erwachsene, beim Bahnhof Niederweningen Dorf eingefunden, um an unserer Exkursion im Rahmen des Festivals der Natur teilzunehmen. Wir vom Vorstand des Natur- und Vogelschutzvereins waren positiv überrascht über den „Grossandrang“ mit über 50 Personen. So viele hatten wir schon lange nicht mehr an einer Exkursion begrüssen dürfen! Das Wetter half uns sicher auch, das sich von der besten Seite zeigte. Nach der Begrüssung durch Erich Hartmann bildeten wir Fahrgemeinschaften nach Ehrendingen.

Beim Parkplatz Gipsgrube erwartete uns bereits unser Exkursionsleiter, Ulysses Witzig, Schutzbeauftragter von ProNatura Aargau. Er erklärte uns, dass ProNatura einige der Flächen inklusive der ehemaligen Gipsgrube erwerben konnte. Bis 1978 wohnte dort ein Einsiedler (Johann Urban Frei – oder auch „Gipsgrubenheiland“ genannt) in einer selbstgebauten Holzhütte. Er sammelte Altmetall und verkaufte dieses, war aber auch mit der Geologie der Gipsgrube sehr vertraut, so dass viele Exkursionsleiter ihm gerne das Wort überliessen.

DSC02298Um die lichte Struktur zu erhalten, wird das Gebiet zu verschiedenen Jahreszeiten von Ziegen beweidet. So kann verhindert werden, dass es verbuscht. Das Schutzgebiet ist eingezäunt, aber ab und zu kommt es schon vor, dass die Ziegen ausreissen. So lange sie jedoch genügend Futter finden, bleiben sie im eingezäunten Bereich.

Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir den Teil, wo früher Gips abgebaut wurde. Rund 200 Jahre lang wurde in den Oberehrendinger Gruben Gips gebrochen. Mit Pferd und Wagen transportierte man das Gestein in die umliegenden Mühlen, zeitweilig waren sechs Gipsmühlen in Betrieb. Das Aufkommen modernerer Düngemittel führte Anfang der 60er-Jahre zur Stilllegung der Gruben. Dieser Gips geht zurück auf ein tropisches Meer zur Triaszeit, wie uns Ulysses Witzig erklärt. Gut sichtbar ist der „steinerne Regenbogen“ mit den verschiedenen Gesteinsschichten. Tatsächlich sieht man nirgends im Faltenjura so tief in eine Falte hinein wie in Oberehrendingen. Die hier aufgeschlossenen Gesteinsschichten sind mehr als 200 Millionen Jahre alt!

Eingangs der Gipsgrube hatte sich ein natürlicher Tümpel gebildet. Wer aufmerksam war, konnte darin Bergmolche entdecken. Durch sumpfiges Gelände ging es weiter nach oben, wo uns Ulysses die Überreste von Geleisen zeigte, auf denen die Loren (kleine Karren) aus der Gipsgrube gefahren wurden. Hier an diesem südostexponierten Hang kam die Einmaligkeit dieser Umgebung voll zur Geltung, mit dem lichten Wald aus Zitterpappeln und Föhren, vereinzelten Kirschbäumen, Hecken und Sträuchern.
DSC02322_ZweibblattUnd weiter ging es den Berg hinauf und da erwartete uns auch schon ein interessanter  Fund – das Zweiblattt. Eine eher unscheinbare Orchidee. Da die ganze Pflanze gelb-grün gefärbt ist, wird sie meistens übersehen. Anders dagegen das Purpur-Knabenkraut, mit seinen violetten Blüten, die kaum übersehen werden können. Das grösste Knabenkraut wird 30-90cm hoch und wir konnten einige dieser wunderschönen Orchideen bestaunen! Wenn man ganz genau hinschaute, konnten auch kleine Tiere beobachtet werden, wie Weinbergschnecken, eine filigrane rote Libelle, ein gelber Falter mit braunen Punkten sowie ein Aurora Falter.

 

Der Weg führte uns immer weiter bergan, durch wunderschöne Magerwiesen mit vereinzelten Orchideen. Die Grillen zirpten laut und beim Durchwandern der Wiesen konnte man den Eindruck gewinnen, irgendwo in den Alpen zu sein, weit weg von zu Hause. Unterhalb des Steinhofs war dann unsere Exkursion nach rund 2 ½ Stunden zu Ende. Ein Teil der Teilnehmer entschied sich spontan, direkt nach Niederweningen zu wandern. Diejenigen, die noch ein Auto auf dem Parkplatz bei der Gipsgrube stehen hatten, folgten Ulysses auf einer recht abenteuerlichen Abkürzung querfeldein entlang Magerwiesen und über Kuhdrähte (die waren natürlich geladen!) zurück zum Gipsbach. Dank den Bemühungen von ProNatura wird die Landschaft in Zukunft sicherlich an Bedeutung gewinnen. Und für nächstes Jahr – freut euch auf den Frühling. Einer eurer ersten Ausflüge wird in die Gipsgrube von Ehrendingen führen. Es lohnt sich!

 

29.05.2016, Evelyne Güntlisberger

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