Bei sonnigem Wetter wagten sich am Sonntag, 23. August 2015 rund 40 Vereinsmitglieder inklusive Kinder auf eine Safari der ganz besonderen Art. Mit dem Car der Firma Mahr ging es morgens ab Niederweningen bzw. Schöfflisdorf los Richtung Flaach. Unser Ziel hiess: Flussauen der Thur. Hier wurden wir bereits von zwei Exkursionsleiterinnen erwartet.
Gut bewaffnet mit Feldstecher und Fotoapparat ging es zuerst in einen lichten Auenwald aus Föhren. Früher weidete Vieh in diesem Gebiet, erklärt uns Cornelia Jenny, unsere kompetente Exkursionsleiterin. Heute wird ein Mal pro Jahr das Gras gemäht, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Weiter ging es durch den Wald zu einer imposanten Aussichtsplattform. Der Blick über die Uferlandschaft, die vom Wasser geprägt und gestaltet wird, war eindrücklich. Der Fluss verändert mit jedem Hochwasser sein Bett und die Ufer. Er formt Kiesbänke und Inseln, spült Ufer weg und lagert Sand andernorts wieder ab. Am gegenüberliegenden Ufer erspähten wir etwas metallisch Schimmerndes – ein Eisvogel! Nicht nur einer, sondern gleich zwei Exemplare flogen pfeilschnell übers Wasser und landeten auf einem über dem Wasser hängenden Ast. Perfekt, um in aller Ruhe den Feldstecher in Position zu bringen.
Nicht nur Eisvögel, auch ein Graureiher, Schwäne, diverse Enten und ein paar junge Buntspechte sowie ein Schwarzspecht zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der Ausflug hatte sich schon jetzt gelohnt!
Cornelia erklärte, dass durch die Dynamik einer Flussaue auf kleinstem Raum sehr unterschiedliche Lebensräume entstehen. Tümpel und Altläufe wechseln sich ab mit Trockenwiesen, Kiesbänke und Prallhänge, sind mal staubtrocken, mal unter Wasser. Riedwiesen werden von Wasser und Wald umsäumt und ein dichter Bewuchs mit Kletterpflanzen gibt dem Auenwald einen dschungelartigen Charakter. Diese Kombination von nass und trocken, Feuchtigkeit und Nährstoffen ermöglicht eine enorme Vielfalt an Pflanzenarten und ist die Lebensgrundlage für zahlreiche seltene Tiere. Deshalb sind Flussauen die artenreichsten Lebensräume unserer Breitengrade und Schatzkammern für die Biodiversität.
Ein weiteres Highlight war die Sichtung zweier Laubfrösche. Die knallgrünen, 3-5 cm kleinen Frösche haben auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit den Giftfröschen aus dem Amazonas. Sie leben in Büschen oder Bäumen und sitzen auf den Blättern um sich von der Sonne aufwärmen zu lassen. Die Farbtarnung ist absolut perfekt!
Die Nagespuren von einem weiteren Thurauenbewohner zeigte uns, dass dieser nicht weit sein kann. Tatsächlich sahen wir eine Ansammlung von Ästen und Baumstämmen in einem Tümpel – ein Bieberbau.
Zum Schluss der dreistündigen Wanderung erzählte uns Cornelia etwas über die Hintergründe des Thurauenprojekts. Geplant wurde bereits in den 70er Jahren, doch die ersten Bagger sind erst 2008 aufgefahren. Seither wird die Thur auf den letzten fünf Kilometern renaturiert. Die Renaturierung der Thurauen ist Teil des Projekts“ Hochwasserschutz und Auenlandschaft Thurmündung“. Die Thur ist ein relativ wildes Gewässer ohne grosse Kraftwerke bis zur Einmündung in den Rhein. Daher bringt die Thur bei Hochwasser mehr Wasser als der Rhein und die Flusslandschaft wird jedes Mal neu geformt und hat sich in den letzten 7 Jahren bereits stark verändert.
Mit vielen Eindrücken und Erlebtem fand unsere Safari (leider) ein Ende. Beim gemütlichen Picknick respektive im Restaurant des Naturschutzzentrums genossen wir unser wohlverdientes Mittagessen. Danach ging es mit dem Car wieder zurück ins Wehntal.
15.09.15, Evelyne Güntlisberger